Wenn Familien sehr belastet sind, benötigen sie oft Unterstützung von außen, um ihren Alltag zu bewältigen. Wir zeigen hier auf, welche Hilfeangebote grundsätzlich bestehen:
- Aufsuchende Familienhilfe
- Aufsuchende psychosoziale Unterstützung
- Familienhebammen
- Kinderbetreuung außerhalb der Familie
- Patenschaften
- Tagesgruppen für Kinder
- Unterstützung im Haushalt.
Aufsuchende Familienhilfe
Manchmal spürt man nur noch Überforderung. Finanzielle Sorgen, Probleme in der Partnerschaft oder Suchterkrankungen können eine Familie schnell in die Krise stürzen und alle Familienmitglieder gleichermaßen belasten. Ängste, Streit und Missverständnisse begleiten den Alltag. Dabei können die Bedürfnisse der Kinder leicht aus dem Blick geraten. Erziehung wird zu einem Kraftakt und irgendwann geht es in dieser Konstellation sowohl den Eltern wie auch den Kindern nicht mehr gut. Manche Kinder ziehen sich in einer solchen Situation völlig zurück, andere drücken ihre Nöte oft mit einem besonderen Verhalten aus. In einer solchen Situation haben Sie Anspruch auf eine aufsuchende oder ambulante Familienhilfe. Diese Art der Unterstützung ist im Sozialgesetzbuch Vlll zur Kinder- und Jugendhilfe festgeschrieben. Der Vorteil: Es kommt eine pädagogische Fachkraft zu Ihnen nach Hause, um gemeinsam mit Ihnen am familiären Miteinander zu arbeiten. Diese Form der Unterstützung ist in der Regel auf längere Dauer angelegt (meist zunächst auf 2 Jahre) und – ganz wichtig – erfordert die Mitarbeit der Familie.
Aufsuchende psychosoziale Unterstützung
Familien, die von schweren seelischen Krisen belastet sind, z. B. aufgrund von Arbeitslosigkeit, schweren Erkrankungen, Schulden und anderen Problemen, können durch eine aufsuchende psychosoziale Unterstützung Hilfe und Begleitung erfahren. Mit Ihrer Zustimmung kommt ein/e Sozialarbeiter*in zu Ihnen nach Hause und bespricht mit Ihnen Ihre persönliche Lebenssituation.Was könnte eine neue Lebensperspektive sein? Und wie könnten Sie sie erreichen? Das Ziel: irgendwann wieder ein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben führen. Auf diesem Weg der Veränderung werden Sie begleitet und unterstützt.
Die aufsuchende psychosoziale Unterstützung wird zumeist durch den Sozialpsychiatrischen Dienst des örtlichen Gesundheitsamtes oder durch das Jugendamt angeboten.
Familienhebammen
Familienhebammen sind staatliche examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation.
Eine Geburt ist ein Anlass zur Freude, kann aber in manchen Situationen einen besonderen Hilfebedarf auslösen. Zum Beispiel, wenn sich die Familie in einer belasteten Lebenssituation befindet, in ihrer Alltagsbewältigung stark eingeschränkt ist, Sucht- oder schwerwiegende Geldprobleme hat oder die junge Mutter an postpartalen Depressionen erkrankt. Hier helfen Familienhebammen. Diese Hebammen haben eine Zusatzausbildung für die Arbeit mit Familien mit einem Baby und kommen zu Ihnen nach Hause, um Sie als junge oder werdende Familie zu beraten und zu unterstützen. Damit sich der Säugling körperlich und emotional altersentsprechend entwickelt, leiten sie beispielsweise die junge Mutter an, wie sie ihr Baby optimal versorgen, fördern und pflegen kann. Doch nicht nur eine gute Mutter-Kind-Beziehung steht im Fokus dieser Arbeit. Zu den Aufgaben einer Familienhebamme gehört auch, die gesamte Familie zur Selbsthilfe zu motivieren oder die Eltern zu Ärzten und Behörden zu begleiten.
Diese Unterstützung findet zusätzlich zur regulären Hebammenbetreuung statt Scheuen Sie sich also nicht, diese besondere Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie in Not sind. Familienhebammen können Familien bis zu einem Jahr lang nach der Geburt des Kindes durch Hausbesuche unterstützen. Wenn Sie das Gefühl haben, auch danach noch Unterstützung zu brauchen, kann Ihre Familienhebamme weitere Hilfen vermitteln. Die Begleitung durch eine Familienhebamme bzw. durch eine Hebamme ist für Sie kostenlos.
Kinderbetreuung außerhalb der Familie
Wenn Sie oder Ihr Partner psychisch belastet oder erkrankt sind, können Sie Ihr Kind auch außerhalb Ihrer Familie in einer ausgewählten Kindertagesstätte zusätzlich betreuen lassen. Diese Art der Unterstützung, oft in Form von Projekten angeboten, gibt Ihnen mehr Orientierung und Sicherheit in der Erziehung Ihres Kindes. Dieses wird in der Kita altersentsprechend in Sprache, Motorik, Sauberkeit und sozialer Kompetenz gefördert. Sie selbst werden – je nach Versorgungslage in Ihrer Region – parallel individuell sozialpädagogisch begleitet, um Ihre Familie im häuslichen Umfeld zu stabilisieren.
Patenschaften
Familien mit einem psychisch kranken Vater oder einer psychisch erkrankten Mutter leben häufig sehr isoliert. Unterstützende Großeltern oder Freunde gibt es oft einfach nicht. Das geht aber auch anderen Familien so, z. B. nach vielen Umzügen oder wenn der Kontakt zum Rest der Familie schwierig ist. In einer psychischen Krise oder wenn ein Krankenhausaufenthalt eines Elternteils ansteht, kann dann oft keiner einspringen, um die Kinder zu betreuen und zu versorgen. Hier kann ein Patenprojekt helfen! Ziel von Patenprojekten ist es, Kindern psychisch erkrankter Eltern eine verlässliche Bezugsperson zur Seite zu stellen, die das Kind persönlich begleitet. In Krisensituationen können die Kinder dann meist für die Dauer der Krise im Haushalt der Pat*innen leben, bis es ihrem Elternteil wieder besser geht. Die Pat*innen leben in der Nähe des Wohnortes des Kindes; somit kann das Kind weiter in seiner vertrauten Umgebung mit seinen Kontakten bleiben.
Tagesgruppen für Kinder
Auch eine Kindertagesgruppe kann Sie und Ihre Familie entlasten und stabilisieren. Eine solche Gruppe ist immer dann sinnvoll, wenn ambulante Hilfe nicht ausreicht, Ihr Kind aber weiterhin innerhalb der Familie unterstützt werden soll. In einer Tagesgruppe erhalten Kinder psychisch erkrankter Eltern Lern- und Orientierungshilfen bei der Bewältigung der schwierigen Situation. Hinzu kommt ein strukturierter Tagesablauf. Auf diese Weise werden Sie bei der Erziehung unterstützt, denn Ihre Kinder können im Miteinander mit anderen Kindern ihre sozialen Fähigkeiten vertiefen und Selbstvertrauen gewinnen.
Eine Tagesgruppe für Kinder wird in der Regel an Wochentagen angeboten, möglichst wohnortnah und mit einem begleitenden Freizeitprogramm. Kleine Gruppen (maximal 12 Kinder) ermöglichen eine intensive Betreuung.
Unterstützung im Haushalt
Wenn es einem seelisch nicht gut geht, ist oft der kleinste Handschlag mühsam. Routinen, die einem normalerweise leichtfallen, wie putzen, kochen, waschen, einkaufen und die Kinder für die Schule fertigmachen, laufen dann im Familienhaushalt rasch aus dem Ruder und bleiben einfach liegen. Helfende Angehörige gibt es nicht. Lassen Sie sich in einer solchen Situation im Haushalt unterstützen! Sowohl über die Verordnung eines Arztes, als auch über einen Antrag beim Jugendamt können Haushaltshilfen in solchen Krisenzeiten finanziert werden. Soziale Organisationen vor Ort, wie z. B. die Caritas, koordinieren den Einsatz solcher Haushaltshilfen. Sie beraten auch im Vorfeld der Antragstellung.